Film ab in Pleystein

Film ab in Pleystein

Annähernd 30 Drehtage - je nach Wetterlage - sind vorerst für den Dreh von "Beckenrand Sheriff" im Pleysteiner Freibad anberaumt. Fast 3000 Übernachtungen in Gasthöfen, Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen sind gebucht. Die Münchener Filmemacher um Regisseur Marcus H. Rosenmüller mit mindestens 80 Mitwirkenden (Hunderte Komparsen nicht mitgezählt) sorgen für eine Art gastronomische Sonderkonjunktur im östlichen Kreis Neustadt/WN.

"Wir hoffen natürlich auf Sonnenschein", sagt Herstellungsleiter Thomas Blieninger. Denn die Vorboten des Herbstes mit kühlen Nächten sind in dem mehr als 500 Meter hoch gelegenen Freibad spürbar. Wenigstens 25 Grad Temperatur sollte das 25-Meter-Becken schon haben. Der Pleysteiner Bademeister Hubert ("Hugo") Rewitzer schmunzelt. Er wird es schon richten. "Hubert ist mit seinen unkomplizierten Lösungen und praktischen Ideen quasi der Dreh- und Angelpunkt für die Filmarbeiten - und bedeutet für uns eine tatkräftige, unbezahlbare Hilfe", sagt Blieninger von der Münchener Lieblingsfilm.

Die Lieblingsfilm macht das nahe Zottbachhaus zu ihrem Headquarter. Wo sich einst die regionale Prominenz beim verstorbenen Innen-, Justiz- und Wirtschaftsminister Gustl Lang ein Stelldichein gab, versprühen heute die Filmemacher kreative Fröhlichkeit. Die einstige Reithalle mutierte zum Depot für ganze Wagenladungen voller Requisiten aus den 70er und 80er Jahren. Dieses "koordinierte Durcheinander" (Rosenmüller) täuscht mit salopper Leichtigkeit über die dahinterstehende Professionalität mit harter Arbeit nicht hinweg...

Torsten Breuer Chefkameramann

Barfuß, im T-Shirt und in Shorts, schlendert Marcus H. Rosenmüller ins Freibad. Mit Spontanität, aber dennoch mit beharrlicher Akribie, spielt er gestenreich jede Schlüsselszene nicht nur durch, sondern vor. Eine wichtige Rolle kommt dabei einem mehr als 40 Jahre alten Rasentraktor zu, den Stuntman Mac Steinmeier - "hilflos" mit den Armen rudernd und mit eingeklemmtem Gaspedal - außer Kontrolle auf das Springerbecken zusteuert. Es wird viel gelacht.

Immer aufmerksam dabei: Chefkameramann und Filmmusiker Torsten Breuer. Er gilt international als "alter Hase". Rosenmüller dreht mit ihm nunmehr seinen dritten Film, nach "Schwere Jungs" und "Die Perlmutterfarbe". Das spricht für Vertrauen. Für die Action-Komödie "Jerry Cotton" erhielt Breuer im Jahr 2011 den Deutschen Kamerapreis. Das breite Publikum kennt ihn von "Die Welle" oder "Bullyparade - Der Film", "Ballon" oder "Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer". Für "Der bewegte Mann" schrieb Breuer die Filmmusik. Auch Stuntman Mac Steinmeier aus Landshut ist ein bekanntes Gesicht. Er wirkte unter anderem bei vielen Folgen der TV-Serien "Tatort", "Der Bulle von Tölz", "Die Chefin", "Kommissarin Lucas", "Hindafing" oder "Aktenzeichen XY" mit und war zuletzt in den Kinofilmen "Der Trafikant" sowie "Der Boandlkramer und die ewige Liebe" zu sehen.

Freibad in der Farbe Lila

Die Corona-Pandemie zwingt die Filmemacher in ein rigides Korsett von Schutzmaßnahmen. So werden alle Schauspieler und Regisseur Rosenmüller zweimal in der Woche getestet, das Kernteam ist in drei getrennt voneinander handelnden Gruppen mit den Farben Gelb, Schwarz, Rot geteilt, es gelten strenge Abstandsregeln und das konsequente Tragen von Masken. "Wir führen Protokoll, wer mit wem Kontakt hatte, um das Risiko zu minimieren", betont Herstellungsleiter Thomas Blieninger.

Derweil wandelt das Freibad Pleystein sein Gesicht. Malermeister Hans Rewitzer hübscht die Sprungtürme und Duschen mit den Trendfarben der 70er und 80er Jahre auf: vorwiegend in Lila. Spezielle Bühnenmaler der Lieblingsfilm sorgen für die Patina. Bei der Filmkomödie "Beckenrand Sheriff" kommt es übrigens zu einer spektakulären Neubesetzung von einer der Hauptrollen. Aber mehr sei an dieser Stelle noch nicht verraten.

Quelle: ONetz / id3088688 vom 04.09.2020/ (cfuetterer)