Besuch am Filmset im Freibad Pleystein

Besuch am Filmset im Freibad Pleystein

Als "Die Päpstin" faszinierte sie ein Millionenpublikum. Die grandiose Verfilmung des Bestsellers begründete ihren internationalen Ruhm: Johanna Wokalek trainiert jetzt im "Beckenrand-Sheriff" als sportlich ambitionierte Silke Wilhelm eine Wasserballmannschaft. Wokalek ist auch bekannt aus Til Schweigers Erfolgsfilm "Barfuss", aus dem "Baader-Meinhof-Komplex", der "Nordwand", verschiedenen "Tatort"-Reihen und zuletzt aus der Verfilmung des Buchs "Deutschstunde" von Siegfried Lenz. Regelmäßig wirkt die 45-Jährige in Paraderollen am renommierten Wiener Burgtheater.

Kavanian statt Schweighöfer

Für den ursprünglich geplanten Matthias Schweighöfer übernimmt der nicht minder bekannte Rick Kavanian (49) die Rolle des Arztes Dr. Raimund Rieger, der sich nicht traut, vom Fünf-Meter-Sprungturm zu hüpfen. Das Engagement des "Bambi"-Preisträgers im "Beckenrand-Sheriff" wurde bis zuletzt unter der Decke gehalten. Kavanian ist der breiten Öffentlichkeit aus der "Bullyparade" von Michael "Bully" Herbig ein vertrautes Gesicht.

Den ganzen Sommer über war der Parkplatz am Freibad Pleystein (Kreis Neustadt) wohl nicht so belegt wie seit dem 8. September. Ein riesiges weißes Zelt ist für die Komparsen errichtet. In den nächsten Tagen sind mehr als 200 Laiendarsteller aus der gesamten Oberpfalz bei den ersten Massenszenen im Einsatz. Die Komparsen erhalten übrigens eine Entschädigung in Höhe des Mindestlohns, bestätigt Thomas Blieninger, Herstellungsleiter der Firma Lieblingsfilm aus München. Für einen vollen Drehtag summiert sich das auf sich über 90 Euro. Als private Rückzugsorte dienen den Hauptdarstellern komfortable Wohnmobile, genannt Aufenthaltsmobile. Die Maske, die umfangreichen Requisiten und nicht zuletzt die Hygienemaßnahmen durch die Corona-Pandemie sorgen in der Umkleide und der provisorischen Wohnstadt für eine geschäftige Atmosphäre im Freibad.

Nie ohne Temperaturmessung

Ohne Temperaturmessung darf niemand zum Drehort. Auch der Mitarbeiter von Oberpfalz-Medien kann erst passieren, nachdem das digitale Thermometer unterkühlte 34,9 Grad Celsius zeigt. Der Wert passt zum herbstlichen Wetter. Trotz Sonnenscheins bläst der Böhmische Wind aus vollen Backen über die Nordoberpfalz. Schlanke 14 Grad im Schatten schrecken das Starensemble vor den Dreharbeiten nicht ab. Dicke, flauschige Bademäntel liegen stets bereit, etwa für die "Wasserballer", die sichtlich frierend durch die Szenerie huschen.

"Zieht euch noch die Wärmejacken drüber, dann geht es los." Marcus H. Rosenmüller - freundlich-lässig im Ton, akribisch in der Sache - lässt jede noch so unbedeutend erscheinende Szene zigmal wiederholen, bevor sie "im Kasten" ist. Am Set neben ihm sitzt der mit 50 nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnete Drehbuchautor und ehemalige Werbetexter Marcus Pfeiffer. Direkt hinter ihnen verfolgt Johanna Wokalek aufmerksam das Geschehen.

Dreh noch bis 8. Oktober

"Die Rahmenbedingungen in Pleystein sind für uns der Hammer", sagt Rosenmüller den Oberpfalz-Medien. Ein dickes Lob gilt dem "tollen Team", und "Rosi" freut sich selig über den Altweibersommer. Ein paar Wolken und Schauer seien kein Problem, "solange es nicht durchregnet". Herstellungsleiter Blieninger wagt vor diesem Hintergrund schon mal, den 8. Oktober als letzten Drehtag in Pleystein zu terminieren.

Doch bis dahin steht für die Filmleute noch ein gewaltiges Arbeitspensum an. In Weiden sind verschiedene Drehs geplant, so in der Vohenstraußer Straße, wo die Polizei einen von Sebastian Bezzel ("Leberkäsjunkie") gespielten Motorradfahrer stoppt. Die ursprünglich dafür avisierte Mooslohstraße erwies sich "visuell als nicht so toll" (Blieninger). Gedreht wird in einem Wohngebiet und in der Kirche St. Josef, in der die Wasserballer eine weitere verzweifelte Aktion starten, um Geld für das von der Schließung bedrohte Freibad zu sammeln. Bezzel verriet übrigens vergangene Woche bei "Ringelstätter" im BR, dass er für die Rolle des Bauunternehmers Albert Dengler in dem Rosenmüller-Film etwas an Gewicht zulegen musste.

Derweil sind die Pleysteiner überrascht, wenn sie Hauptdarsteller Milan Peschel (Bademeister Karl Kruse) beim Schwammerlsuchen begegnen. Für Dienstag plant die Stadt Pleystein für das Filmteam den Eintrag ins Goldene Buch. Ort des Geschehens ist nicht das Rathaus, sondern das Freibad.

Quelle: ONetz / id3098628 vom 20.09.2020/ (cf)